Der „Das haben wir schon immer so gemacht“-Irrtum

Es gibt Sätze, die klingen harmlos, haben aber in Wirklichkeit schon ganze Unternehmen ruiniert. Einer der gefährlichsten ist: „Das haben wir schon immer so gemacht.“

Jeder, der im Handwerk oder in einem Unternehmen arbeitet, hat diesen Satz schon einmal gehört, vielleicht sogar selbst gesagt. Doch was steckt dahinter? Ist es wirklich nur Tradition und Erfahrung, oder ist es eine Denkweise, die Innovation und Fortschritt im Keim erstickt?

Die Wahrheit ist: Wenn ein Unternehmen sich darauf verlässt, Dinge immer so zu tun, wie sie schon immer getan wurden, hat es aufgehört zu wachsen. Und Stillstand ist im Geschäftsleben dasselbe wie Rückschritt.

Warum Veränderungen oft blockiert werden

Die meisten Menschen mögen Veränderungen nicht. Unser Gehirn ist darauf programmiert, bekannte Muster beizubehalten, weil sie Sicherheit bedeuten. Neue Wege erfordern Energie, und oft fehlt die Motivation, sich mit neuen Methoden oder Technologien auseinanderzusetzen.

Besonders im Handwerk oder in traditionellen Betrieben wird oft argumentiert, dass sich bewährte Methoden nicht einfach so über Bord werfen lassen. Man hat es schließlich Jahrzehnte so gemacht, und es hat funktioniert. Warum also etwas ändern?

Doch genau hier liegt das Problem: Nur weil etwas bisher funktioniert hat, bedeutet das nicht, dass es auch in Zukunft funktionieren wird.

Wer heute noch arbeitet wie vor 20 Jahren, verliert automatisch gegen Wettbewerber, die sich weiterentwickeln. Kundenbedürfnisse ändern sich, Technologien entwickeln sich weiter, und wer nicht mitzieht, wird überholt.

Die Gefahr der Betriebsblindheit

Einer der größten Feinde des Fortschritts ist die Betriebsblindheit. Wer lange in einem bestimmten Umfeld arbeitet, gewöhnt sich an Abläufe und Routinen, bis sie zur absoluten Normalität werden. Man sieht nicht mehr, wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt, weil man gar nicht mehr darüber nachdenkt.

Das zeigt sich besonders in Unternehmen, die seit Jahren mit den gleichen Lieferanten arbeiten, die gleichen Materialien verwenden oder auf die gleichen Marketingstrategien setzen, ohne jemals infrage zu stellen, ob es mittlerweile bessere Alternativen gibt.

Manchmal merkt man erst, dass ein System veraltet ist, wenn neue Mitbewerber auftauchen, die die Dinge anders machen und damit erfolgreicher sind.

Veränderung heißt nicht, Bewährtes wegzuwerfen

Ein häufiges Missverständnis ist, dass Veränderung automatisch bedeutet, alles Bisherige über Bord zu werfen. Das ist nicht der Fall. Veränderungen bedeuten nicht, dass alte Methoden schlecht waren, sondern nur, dass es möglicherweise noch bessere Wege gibt.

Das beste Beispiel dafür ist die Digitalisierung. Viele Handwerksbetriebe haben sich lange gegen digitale Prozesse gesträubt, weil sie überzeugt waren, dass Papier und persönliche Absprachen ausreichend sind. Doch dann kamen jüngere Unternehmen, die digitale Terminplanung, Online-Angebote und Social Media für ihre Kundenkommunikation nutzten und plötzlich wurden sie als moderner und kundenfreundlicher wahrgenommen.

Wer offen für neue Entwicklungen ist, kann das Beste aus beiden Welten kombinieren: bewährte Erfahrung und neue, effiziente Methoden.

Warum Tradition allein nicht ausreicht

Natürlich haben traditionelle Methoden und Erfahrungen einen hohen Wert. Doch Tradition allein ist kein Geschäftsmodell. Wer heute noch genauso arbeitet wie vor 30 Jahren, hat möglicherweise einige Chancen verpasst, effizienter und erfolgreicher zu werden.

Kunden erwarten heute mehr Transparenz, mehr Flexibilität und bessere Kommunikation. Wer stur an alten Methoden festhält, riskiert, den Anschluss zu verlieren.

Der Handwerksmeister, der seit Jahrzehnten auf Mundpropaganda setzt, mag eine treue Stammkundschaft haben, doch wie viele neue Kunden bleiben aus, weil das Unternehmen online nicht sichtbar ist?
Der Betrieb, der immer mit dem gleichen Material arbeitet, mag Qualität liefern, doch ist es wirklich die beste Lösung für den heutigen Markt?

Tradition ist wertvoll. Doch sie sollte niemals eine Ausrede sein, um neue Möglichkeiten zu ignorieren.

Der Unterschied zwischen stabilen und stagnierenden Unternehmen

Erfolgreiche Unternehmen unterscheiden sich von stagnierenden Betrieben durch eine entscheidende Eigenschaft: die Bereitschaft, ständig dazuzulernen.

Das bedeutet nicht, jede neue Modeerscheinung mitzumachen oder blind jedem Trend hinterherzulaufen. Es bedeutet aber, offen für Verbesserungen zu sein.

Es bedeutet, sich regelmäßig folgende Fragen zu stellen:

  • Gibt es eine bessere Art, meine Arbeit zu erledigen?
  • Welche Technologien könnten meine Prozesse effizienter machen?
  • Was erwarten meine Kunden heute und wie kann ich darauf reagieren?

Die Betriebe, die sich diese Fragen stellen, sind die, die auch in zehn Jahren noch erfolgreich sein werden. Die, die sich auf alten Erfolgen ausruhen, werden früher oder später von anderen überholt.

Wann hast du das letzte Mal eine echte Veränderung umgesetzt?

Veränderung beginnt mit einer einfachen Entscheidung: Dinge bewusst infrage zu stellen.

Wann hast du das letzte Mal einen deiner Arbeitsprozesse kritisch betrachtet? Wann hast du zuletzt geprüft, ob es effizientere Möglichkeiten gibt?

Vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, einmal ehrlich zu hinterfragen: Machen wir das wirklich noch so, weil es die beste Lösung ist oder nur, weil wir es schon immer so gemacht haben?

Wenn du das Gefühl hast, dass es Zeit für eine Veränderung ist, aber nicht weißt, wo du anfangen sollst, lass uns darüber sprechen. Neue Wege zu gehen, kann herausfordernd sein aber es lohnt sich.

Mehr zum Thema findest du auch in meinem Podcast.